Welche Rolle spielen genetische und umweltbedingte Einflüsse für die Intelligenzbestimmung? Diese Frage war eines der umstrittensten Themen in der Geschichte der Psychologie und bleibt bis heute ein heißes Thema der Debatte.
Neben Meinungsverschiedenheiten über die grundlegende Natur der Intelligenz haben Psychologen viel Zeit und Energie damit verbracht, die verschiedenen Einflüsse auf die individuelle Intelligenz zu diskutieren.
Die Debatte konzentriert sich auf eine der wichtigsten Fragen in der Psychologie: Was ist wichtiger - Natur oder Pflege ?
Genetik und Intelligenz: Was spielt eine größere Rolle bei der Bestimmung der Intelligenz?
Heute erkennen Psychologen, dass sowohl die Genetik als auch die Umwelt eine Rolle bei der Bestimmung der Intelligenz spielen.
Es kommt nun darauf an, genau zu bestimmen, wie viel Einfluss jeder Faktor hat. Zwillingsstudien legen nahe, dass zwischen 40 und 80 Prozent der Varianz des IQ mit der Genetik verknüpft sind, was darauf hindeutet, dass die Genetik bei der Bestimmung des individuellen IQ eine größere Rolle als Umweltfaktoren spielen könnte.
Eine wichtige Sache, die über die Genetik der Intelligenz zu beachten ist, ist, dass sie nicht von einem einzigen "Intelligenzgen" kontrolliert wird. Stattdessen ist es das Ergebnis komplexer Interaktionen zwischen vielen Genen.
Als nächstes ist es wichtig zu beachten, dass die Genetik und die Umwelt interagieren, um genau zu bestimmen, wie vererbte Gene exprimiert werden.
Zum Beispiel, wenn eine Person große Eltern hat, ist es wahrscheinlich, dass die Person auch wachsen wird, um groß zu sein. Die genaue Höhe der Person kann jedoch durch Umweltfaktoren wie Ernährung und Krankheit beeinflusst werden.
Ein Kind kann mit Genen für Helligkeit geboren werden, aber wenn dieses Kind in einer benachteiligten Umgebung aufwächst, wo es unterernährt ist und keinen Zugang zu Bildungschancen hat, kann es sein, dass er bei IQ-Messungen nicht gut abschneidet.
Nachweis genetischer Einflüsse
- Zwillingsstudien legen nahe, dass eineiige Zwillinge IQs ähnlicher sind als solche von zweieiigen Zwillingen (Plomin & Spinath, 2004).
- Geschwister, die zusammen im gleichen Haus aufgezogen werden, haben einen IQ, der ähnlicher ist als der von Adoptivkindern, die in derselben Umgebung zusammengezogen werden (McGue und andere, 1993).
Neben den vererbten Eigenschaften können auch andere biologische Faktoren wie das Alter der Mutter, die pränatale Exposition gegenüber Schadstoffen und die vorgeburtliche Mangelernährung die Intelligenz beeinflussen.
Nachweis von Umwelteinflüssen
- Eineiige Zwillinge, die getrennt aufgezogen wurden, haben IQs, die sich weniger ähneln als eineiige Zwillinge, die in derselben Umgebung gezüchtet wurden (McGue & andere, 1993).
- Der Schulbesuch wirkt sich auf die IQ-Werte aus (Ceci, 2001).
- Kinder, die in den ersten drei bis fünf Lebensmonaten gestillt werden, liegen bei IQ-Tests im Alter von 6 Jahren höher als gleichaltrige Kinder, die nicht gestillt wurden (Kramer & Other, 2008).
Welche Umwelteinflüsse können also für Unterschiede in der Intelligenz verantwortlich sein? Faktoren wie Familie, Bildung, angereichertes soziales Umfeld und Peer-Gruppen wurden alle mit unterschiedlichen IQs in Verbindung gebracht. Zum Beispiel haben Studien herausgefunden, dass erstgeborene Kinder einen höheren IQ haben als später geborene Geschwister.
Warum? Viele Experten glauben, dass dies daran liegt, dass erstgeborene Kinder mehr Aufmerksamkeit von den Eltern bekommen. Die Forschung legt auch nahe, dass Eltern erwarten, dass ältere Kinder bei einer Reihe von Aufgaben besser abschneiden, während später geborene Geschwister weniger aufgabenorientierte Erwartungen haben.
Quellen:
Ceci, S. (2001). Intelligenz: Die überraschende Wahrheit. Psychologie heute, 34 (4 ), 46.
Kramer, MS, Über, F., Mironewa, E., Vanilovich, I., Platt, RW, Matush, L., ... Shapiro, S. (2008). Archiv der Allgemeinen Psychiatrie, 65 (5), 578-584. doi: 10.1001 / archpsyc.65.5.578.
McGrue, M., Bouchard, TJ, Iacono, WG & Lykken, DT (1993). Verhaltensgenetik der kognitiven Fähigkeiten: Eine lebenslange Perspektive. In R. Plomin & GE McClearn (Hrsg.), Nature, Nurture und Psychologie. Washington, DC: Amerikanische Psychologische Vereinigung.
Plomin, R. & Spinath, FM (2004). Intelligenz: Genetik, Gene und Genomik. Zeitschrift für Persönlichkeits- und Sozialpsychologie, 86 (1) , 112-129.